Erlebe eine Fahrradreise durch Europa mit Markus Hengler. Auf seinem Abenteuer mit einem Diamant Villiger erkundet Markus viele atemberaubende Landschaften und entdeckt faszinierende Kulturen. Im Interview erzählt er von den Höhen und Tiefen seiner Fahrradreise sowie von unvergesslichen Begegnungen entlang seiner Routen. Von der Auswahl der richtigen Ausrüstung bis hin zu unerwarteten Herausforderungen – dieser Beitrag bietet nicht nur eine detaillierte Packliste, sondern auch wertvolle Tipps und Tricks für alle, die selbst davon träumen, Europa auf zwei Rädern zu erkunden.
RADABENTEUER UND NOMADENLEBEN
Hallo Markus, wer bist du und was machst du so, wenn du nicht gerade mit dem Fahrrad durch Europa fährst?
Ich würde mich als gemütlichen Zeitgenossen beschreiben. Als Wahl-Münchner sitze ich im Sommer gern mit einem guten Buch an der Isar oder mit Freunden im Biergarten. Im Winter kommt es schon mal zu tagelangen Bingewatching-Sessions. Auch Jobs hatte ich in meinen 39 Lebensjahren schon einige. Immer irgendwas mit Medien. Zuletzt arbeitete ich zwei Jahre als Presse- und Marketingreferent einer NGO in München.
Diesen Job hast du für ganze fünf Monate an den Nagel gehängt und bist mit dem Diamant Villiger durch Europa geradelt. Wie kam es dazu?
Vielleicht träumt jeder kleine Junge davon, dass eines Tages Gandalf vor der Tür steht und dich mit dem Ring nach Mordor schickt. Da mir diese Ehre nicht zu Teil wurde, beschloss ich mich selbst auf eine Art Mission zu schicken, in der ich an meine Grenzen komme und natürlich auch meinen Horizont erweitern kann. Da mir Laufen etwas zu langsam war, habe ich mich für das Fahrrad entschieden. Dass ich am Ende ganz Europa von Norwegen bis Istanbul durchqueren würde, hätte ich vorher nie für möglich gehalten.
Alle Routen für die Europareise mit dem Fahrrad
Die Distanz von Hamburg bis München hat Markus mit dem Zug überbrückt, da er in München etwas zu erledigen hatte. Da er aber auf dem Weg von München bis Trelleborg schon gut 400 km durch Deutschland geradelt ist, gleicht sich diese Strecke schon fast wieder aus. Seine Route hat er unterteilt, weil er zwischendurch einige Strecken mit Fähren zurückgelegt hat. Hier findest du seine Routen:
Wie vertraut warst du mit dem Radfahren vor dieser Reise?
Ich bin vorher nur mal kurz zur nächsten Kneipe geradelt. Ich hatte ein altes rostiges Epple-Herrenrad mit zwei funktionierenden Gängen.
Dann wolltest du es aber direkt wissen. War schon von Anfang an geplant, ganz Europa zu durchqueren?
Von Planung kann kaum die Rede sein (lacht). Ich wusste am Anfang nur, dass ich schon immer mal nach Skandinavien wollte. Deswegen bin ich einfach mal in Trelleborg (Südschweden) losgefahren und von dort aus die Westküste Richtung Norwegen entlang geradelt. Nach etwa vier Wochen, als ich dann die Westküste Norwegens erreicht hatte, war ich warmgelaufen und dachte mir, ok, the Sky is the limit. Am Ende ging es dann 4900 km von Trelleborg über Bergen bis nach Istanbul. Wer hätte das gedacht! Auch mein Equipment habe ich ziemlich stümperhaft zusammengestellt. Taschen, Zelt, Schlafsack… das alles habe ich mir so zwei bis drei Wochen vor dem Start besorgt. Dafür habe ich auch einiges an Lehrgeld bezahlt. Ich hatte anfangs viel zu viel Gepäck dabei und hätte lieber ein paar Euro mehr investiert für leichteres Equipment.
Packliste für eine Europareise mit dem Fahrrad
Wenn du die Tabelle unten öffnest, erfährst du, welche Ausrüstung Markus auf seiner Fahrradreise quer durch Europa begleitet hat. Von seinem modifizierten Diamant Villiger bis hin zu technischen Gadgets und auserwählter Kleidung.
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Weitere InformationenWas waren die größten Herausforderungen unterwegs?
Bikepacking ist definitiv kein Wellness-Urlaub. Herausforderungen gab es einige. Anfangs war es das Radfahren selbst, weil ich einfach nicht in Form und nach 50 km völlig fertig war. Dazu kamen Schmerzen in den Knien und der Hüfte – bin halt doch schon Ende 30. Mein Körper musste sich an den neuen Stress gewöhnen und das tat am Anfang echt weh. Und abends sucht man dann noch einen Zeltplatz, baut sein Lager auf. Das war zu Beginn schon ein harter Kampf gegen mein inneres Faultier. Ausheulen konnte ich mich bei niemandem; ich war ja alleine unterwegs. Später auf dem Balkan waren es dann die unzähligen Climbs in drückender Hitze. Jeden Tag um die 35 Grad und kaum Schatten. Wobei man sich daran gewöhnt und irgendwann habe ich das richtig genossen, mich ans Limit zu pushen.
Dann waren da die frei laufenden Hunde, die sich scheinbar irgendwann in einem geheimen Konzil geschworen haben, alle Radfahrer dieser Welt zu jagen. Ständig wurde ich angeknurrt und angebellt, und zwar nicht von Dackeln, sondern teils von Schäferhunden mit Stachelhalsbändern. Die bissen sich auch mal in meinen Taschen fest. Dann habe ich mir in Albanien ein Magen-Darm-Virus eingefangen und mich in der brütenden Hitze die Berge hochgequält. In Sibenik in Kroatien rammte mich ein Auto. Respekt an mein Stahlross, dass da nix Größeres kaputt war und nur ein fetter Achter korrigiert werden musste.
Mit jeder überwundenen Hürde wächst man als Mensch ein wenig. Man entwickelt eine unglaubliche Gelassenheit und lernt, lösungsorientiert zu denken. Keine Form von Angst, Wut oder Gejammer ändert irgendetwas an der Situation. Das habe ich gelernt und das nehme ich wohl auch für mein Leben mit.
Aber auch die schönen Momente nimmst du bestimmt für dein Leben mit. Was hat dich am meisten beeindruckt?
In Norwegen war es die Schönheit der Natur. Da fühlt man sich wirklich wie in einem Fantasy-Epos. Und besonders im Süden war es die Herzlichkeit der Menschen. Ich wurde so oft zum Beispiel von einfachen Bauern eingeladen, auf ihrem Feld zu übernachten, mit ihnen Schnaps oder Bier zu trinken oder sogar mit ihnen zu essen. Klar gab es da einige sprachliche Hürden, aber die Sprache des Herzens ist universell und ich habe dann jeweils die Kleinen eine Runde auf meinem Rad drehen lassen oder beim Kühe Eintreiben geholfen.
Was wirst du nie vergessen?
Als ich mich an der Trolltunga in Norwegen, einer Felszunge, die in eine 700 Meter tiefe Schlucht hineinragt, wie ein junger Gott gefühlt habe. Ich hatte mir nach sieben Tagen Dauerregen vor der langen Wanderung dort ein Bett in einer Hütte gegönnt. Morgens hatte ich verschlafen und die anderen Jungs und Mädels waren schon losmarschiert. Ich habe deswegen den Shuttlebus verpasst und war der Einzige, der die steile Serpentinenstraße zum Startpunkt der Wanderung hochgeradelt ist. Ein paar Kilometer vor der Trolltunga habe ich die anderen schließlich eingeholt. Dafür wurde ich reichlich gefeiert. Und als wir dann über die letzte Bergkuppe gestiegen und vor uns die gewaltige Schlucht mit diesem Lion-King-Felsen aufgetaucht ist, hatte ich wirklich Tränen in den Augen. Dieser Ort ist einfach gewaltig. Man kann bis zum Rand des Felsens steigen und dort seine Füße über die Kante baumeln lassen. Unter mir der 700 Meter tiefe Abgrund. Da wird man schon demütig.
In Kroatien war da diese abgelegene Bergstraße, die etwa 20 km parallel zur Küste Richtung Süden verlief. Unterwegs traf ich Maxim aus Frankreich. Wir waren fortan ein paar Tage unterwegs und haben da oben unter freiem Himmel übernachten. Von dort konnte man die Sonne hinter den Inseln Krk und Cres untergehen sehen. Das war magisch schön. Morgens wurden wir dann von frei laufenden Pferden geweckt, die um uns herumstapften und gemütlich ihr Gras mampften. Diesen Ort hatte keiner von uns auf der Liste. Das machte es so besonders und das ist so genial am Radreisen. Hinter jeder Ecke könnte ein kleines Wunder warten.
Und dann hatte ich am Kerkini-See in Griechenland einen tierischen Weggefährten. Ein streunender Hund hat sich mir für zwei Tage angeschlossen. Nachts hat er immer mein Rad bewacht und ich habe ihn bellen gehört, wenn andere Streuner an unserem Lager herumschnüffelten. Ich habe ihn Hinkebein getauft, weil er an einem Bein hinkte. Leider konnte ich ihn nicht mitnehmen. Der Gute wäre mir wohl bis ans Ende der Welt gefolgt. Ich musste ihn mit einem Fresschen ablenken und mich unauffällig aus dem Staub machen. Der Abschied fiel mir wirklich schwer.
Welche Destinationen muss man als Radreisender auf dem Weg mit dem Fahrrad durch Europa gesehen haben?
Mein persönliches Highlight war der Rallarvegen in Norwegen. Nachts mit knapp drei Grad im norwegischen Sommer zwar etwas kalt, aber es lohnt sich absolut. Spektakuläre Gebirgslandschaften, Gletscherseen, kristallklare Flüsse und zum krönenden Abschluss eine gut 15 km lange Abfahrt entlang gewaltiger Wasserfälle zum Örtchen Flam am Naeroyfjord. Weiter gehört auch der Velebit-Nationalpark in Kroatien oder die Panoramastraße entlang des Skadarsko Jezero, dem größten Süßwassersee Südeuropas zwischen Montenegro und Albanien, sowie die slowenischen Alpen zwischen Podkoren und Ljubljana auf die Liste.
Sloth off Track
Du möchtest mehr über Markus Hengler und seine Reise quer durch Europa erfahren? Besuche seinen persönlichen Blog "Sloth off Track – vom urbanen Faultier zum Bikepacker", wo er seine Erlebnisse, Geheimtipps und Fotos teilt.
Du warst die ganze Zeit auf einem Diamant Villiger unterwegs. Weshalb hast du dich für dieses Fahrrad entschieden?
Es sollte ein stabiler, verlässlicher Gaul zu einem fairen Preis sein. Einige Foren und Guides empfohlen das Diamant 135, das nicht mehr gebaut wird. Darum habe ich mich für das Villiger, das Nachfolgemodell vom 135 entschieden. Steel is real, dachte ich mir. Und das Angebot stimmte einfach. Die Gepäckträger vorne und hinten sind schon dabei, ebenso die unfassbar guten Schwalbe Marathon Reifen und der Nabendynamo. Die Bremsen sind top, das war mir wichtig bei dem Gewicht. Außerdem ist das Rad ein richtiger Packesel, der auch mein zu schweres Equipment problemlos über Stock und Stein tragen konnte. Das alles für um die 1400 Euro. Ich habe diese Wahl definitiv nicht bereut.
Bleiben wir beim Fahrrad. Dein Villiger hat einen Namen...
Ja, ich habe es Konrad getauft. Konrad ist irgendwie so ein Name für einen unscheinbaren, aber verlässlichen Gefährten, außerdem steckt «Rad» im Namen. Das schien mir passend. Man baut wirklich eine Beziehung zu seinem Fahrrad auf, wie ein Cowboy zu seinem Pferd. Und das braucht eben einen Namen.
Welche Vor- und Nachteile hatte das Villiger auf deiner Reise?
Ich sag nur 4300 km ohne Platten – also fast bis zum Schluss. Die Reifen sind der Wahnsinn. Einige fancy Gravel-Biker mit ihren 2000 Euro Rädern sind neidvoll erblasst, wenn ich ihnen das erzählt habe. Die breiten 28-Zoll Laufräder sind außerdem unfassbar stabil. Ich war sehr viel auf groben Gravelstrecken unterwegs, schwer beladen, teils mit Felsbrocken, so groß wie Kokosnüsse. Die Räder haben sich nicht verzogen. Für die Anstiege hätte ich mir noch eine minimal niedrigere Übersetzung gewünscht. Statt der 1x11er Schaltung ein zweites Blatt mit kleineren Gängen. Tatsächlich ist das Radl in Größe XL auch noch etwas zu klein für mich mit meinen 1.89 m. Ich habe mir vor der Abreise deswegen einen längeren Vorbau mit 130 mm drangebastelt. Hat 20 Euro gekostet. So hat das Rad dann aber perfekt gepasst.
Kommen wir zum Schluss: War am Ende das Losfahren oder das Heimkommen schwerer?
Das Heimkommen war härter. Aber ich sage mir, das war ganz sicher nicht das Ende meiner Reise. Eher der Anfang. Ich liebe das Nomadenleben. Beim nächsten Mal gehts höher, schneller und weiter! Jetzt mach ich nur ein bis zwei Jahre Pause und verdiene ein wenig Geld.
Du hast also schon eine konkrete Idee von deinem nächsten Fahrrad-Abenteuer?
Ja, einmal um die Welt. Das hört sich jetzt vielleicht prahlerisch an, aber zwei Dinge habe ich auf meiner Reise gelernt. Erstens: In uns allen steckt mehr, als wir denken. Fast alles ist möglich. Und zweitens: Die Welt ist eigentlich nicht besonders groß und man kommt fast überall mal schnell mit dem Radl hin (lacht).
Hinweis: Villiger-Aktion mit einem Goldenen Ziel
Auch auf einem Villiger unterwegs durch Europa ist aktuell Felix Michalski von Golden Goal Biking. Konkret radelt Felix von Mannheim nach Chiti in Nepal. Dort steht die New Marigold Academy, eine Schule, die mehr Platz braucht, um mehr Kindern durch Bildung eine echte Zukunft zu ermöglichen. Ein Riesenziel und ein goldenes Ziel, das Diamant aktiv unterstützt: Bei jedem Villiger, das wir von Weihnachten 2023 bis zu seiner Ankunft in Chiti verkaufen, spenden wir 10 EUR an sein Projekt Golden Goal Biking. Mehr über das Projekt Golden Goal Biking erfährst du in unserem Blogbeitrag "Von Mannheim nach Chiti, Nepal per Bike".