Bikepacking mit Kind und Fahrradanhänger: Abenteuer, Tipps und FAQ für Eltern
Abenteuerlust und Elternschaft – passt das zusammen? Für viele scheint das unmöglich, doch Bikepacking mit Kind und Fahrradanhänger beweist das Gegenteil: Auch mit Baby sind große Abenteuer machbar! Vom ersten Tritt in die Pedale bis zur Alpenüberquerung – Annie zeigt, wie es geht. Zusammen mit Ana und ihren Kindern hat sie sich auf einem E-Bike über die Alpen gewagt: 500 Kilometer voller Bikepacking-Abenteuer. In diesem Beitrag erfährst du spannende Einblicke, praktische Planungstipps und packende Geschichten aus dem Alltag einer Outdoor-Mama, die beweist, dass Abenteuer keine Frage des Alters sind – weder für Eltern noch für Kinder.
UND WIEDER EINE GROSSARTIG DUMME ABENTEUERIDEE - ODER DOCH NICHT?
Seit ich Elternteil geworden bin, habe ich sie auf jeden Fall vermisst. Dabei kann ich mich wirklich nicht beschweren: Vor der Geburt meiner Tochter Nea hielt mich nichts auf. Im Sommer 2022 paddelte ich, schon schwanger, mehr als tausend Kilometer auf einem Packraft die Elbe entlang – von der Quelle bis zur Mündung. Einen Monat vor der Entbindung war ich noch klettern, mein Sport, der mich als Outdoor Sportlerin geprägt hat wie kein anderer. Direkt nach ihrer Geburt zogen mein Partner und ich in unseren selbst ausgebauten Van und bereisten für ein halbes Jahr den Balkan bis in die Türkei.
Zu behaupten, seit Neas Geburt gäbe es keine Abenteuer mehr in meinem Leben, wäre also ein klein wenig übertrieben. Aber – und hier kommt das große Aber – es ist trotzdem schwierig, nach einer so grundlegenden Lebensveränderung wieder zu sich selbst zu finden. Plötzlich verschieben sich Prioritäten radikal. Dinge, die früher mein Leben bestimmten, wurden nebensächlich. Statt spontaner Radtouren oder ausgedehnter Klettertrips stand plötzlich ein anderer Punkt ganz oben auf der Liste: Nea. Ach ja, und Schlaf, der war dringend nötig. Mein Körper fühlte sich plötzlich fremd an. Bewegungen, die vor der Schwangerschaft selbstverständlich waren, wirkten auf einmal unerreichbar. Wann hätte ich überhaupt trainieren sollen? Nea war voll auf mich angewiesen. Allein draußen übernachten, wie ich das sonst so einfach spontan gemacht hatte? Undenkbar, solange ich zum Stillen unabkömmlich war.
Die große Frage lautete: Wie lebt man ein Leben, das nicht nur aus Wickeln, Füttern und Schlafmangel besteht? Wie gelingt es, die wesentlichen Teile seiner selbst – die, die einen vor der Elternschaft definierten – nicht zu verlieren?
Ganz ehrlich: keine Ahnung. Aber manchmal beginnt der Weg zurück zu sich selbst mit genau der richtigen Mischung aus (Größen?)Wahnsinn und Abenteuerlust. Und damit willkommen auf meiner neuesten Tour: Transalp: Ein 500 km Bikepacking-Abenteuer über die Alpen mit Kleinkindern im Schlepptau.
DIE NACHT DAVOR: EIN STÜRMISCHER START
Es ist die Nacht vor dem großen Transalp-Bikepacking-Abenteuer. Es ist 20:51 Uhr, und anstatt meine Fahrradtaschen zu packen, liege ich im Bett. Ich versuche, Nea davon zu überzeugen, dass Schlafen etwas ganz Feines ist. Währenddessen hat sie beschlossen, dass Schlafen völlig überbewertet ist. Zu unserem Glück zahnt sie auch noch. Nicht die Schneidezähne, nein – alle vier Backenzähne kommen auf einmal durch. Also werden heute Nacht keine Fahrradtaschen mehr gepackt und stattdessen getestet, was so ein Zahnungsgel alles auf dem Kasten hat.
DER START: HAUPTSACHE, ES GEHT LOS
Der Morgen begrüßt uns mit einer Mischung aus Vorfreude und Müdigkeit. Weder Nea noch ich haben viel geschlafen, doch trotzdem brechen wir auf. Kaum zu glauben, dass eine Idee, die wir vor einem Jahr mal vor lauter Übermut auf der Rückfahrt von einem Abenteuer hatten, jetzt Realität in der Form vom nächsten wird. Unser Ziel? Ada macht den Start der Tour recht entspannt mit, während Nea sich erst grummelig an ihre getrockneten Erdbeeren klammert, als ginge es um Leben und Tod – und dann innerhalb der ersten 10 Minuten einschläft.
Der Tag verläuft mit den üblichen Problemen, die man auf einer Bikepackingtour oft hat: Ein versehentliches Abbiegen auf eine Autobahnauffahrt, von Flüssen ausgewaschene oder komplett unter Wasser gesetzte Wanderwege, die nun Teile von Flüssen sind und ein Nachmittagsregen, der uns komplett durchnässt an unserem Zeltplatz ankommen lässt. Doch irgendwie schaffen es die Kinder, das Meiste vom Drama einfach zu verschlafen. Wir klopfen uns dafür auf die Schultern, dass wir alle Unterkünfte im Voraus gebucht haben. Denn im schüttenden Regen mit den Kids irgendwo am Straßenrand die Zelte aufspannen? Darauf hat keine von uns beiden so richtig Lust.
Am nächsten Tag, nach einer viel zu kurzen Nacht, geht es wieder los. Und vielleicht war der Regen doch stärker als gedacht oder mein Immunsystem schwächer als sonst, denn es passiert, was mir noch auf keinem Abenteuer passiert ist: Ich werde unterwegs krank. Geplant waren für den Tag 63 km und 810 Höhenmeter – eine Herausforderung selbst mit E-Bike – und mit Schüttelfrost, pochendem Kopf und einem Kleinkind fast unmöglich. Allerdings geht es mir dank Anas Aufmunterungen nach der Mittagspause wieder ein bisschen besser, und es lockt die Unterkunft für die Nacht… denn wir haben ja alles vorher geplant und gebucht. Also geht es weiter und Ana übernimmt heldenhaft beide Kinder, die gemeinsam in ihrem Anhänger eine kleine Musikparty starten. Ich falle direkt ins Bett, dankbar für die Suppe, die Ana für uns vier zubereitet hat.
Am nächsten Morgen überredet mich Ana, einen weiteren Ruhetag einzulegen. Also verbringe ich den Tag mit Nea auf der Terrasse des Hauses, in dem wir untergekommen sind und frage mich, was ich hier eigentlich schon wieder treibe. Aber spätestens als Nea den auf der Straße vorbeifahrenden Radfahrer:innen aufgeregt „Hallooooo!“ hinterruft, weiß ich, dass diese Tour nicht völlig sinnlos ist.
Am nächsten Morgen stehen 104 km Solo-Strecke an – ich, Nea und das gesamte Gepäck auf Aufholjagd mit Ana und Ada. Zur Abwechslung gehe ich früh ins Bett. Wer sagt, ich sei nicht lernfähig?
104 km begleiten Nea und ich am nächsten Tag den Fluss Inn und ich erinnere mich an die Erlebnisse, die wir bereits gemeinsam im Ötztal geteilt haben. Da war mein Auftritt an der Trek World Hospitality mit Nea in meinem Bauch. Die Tour mit dem Kinderwagen auf Mountainbike-Trails, die ich fälschlicherweise als „kinderwagenfreundlich“ eingestuft hatte. Nea freut sich über das Hin- und Herwechseln zwischen Trailer und Shotgun-Sitz auf meiner Mittelstange. Und das, was ich am Abend zuvor noch für nahezu unmöglich gehalten hatte, wird wahr: Nach erfolgreich absolvierten 104KM treffen wir endlich wieder auf Ana und Ada. Ab jetzt geht es wieder gemeinsam weiter.
EIN STETIGES AUF UND AB
Der nächste Morgen beginnt mit einer unerwarteten AirBnB-Evakuierung und eine Straßensperrung, von der wir nichts wussten, zwingt uns in ein Shuttle zum Reschenpass. Als ob das nicht reicht, beschimpft uns noch ein Radfahrer auf dem Weg – und der Reschensee – unser heutiges Ziel – zeigt statt der ersehnten und berühmten Postkartenlandschaft einfach nur ein verwirrend leeres Becken. Wie geplant machen wir trotzdem einen Tag Pause. Und während die Kinder mittags schlafen, reflektieren wir darüber, was es kostet, Elternschaft und Abenteuer zu vereinen. Quatsch – Elternschaft und Leben. Wir könnten locker noch einen zweiten Ruhetag vertragen, doch dafür gibt es nicht genügend Zeit in der Reiseplanung. Statt Pause folgt ein neuer Morgen mit derselben chaotischen Routine. Nea rennt schon wieder wie magnetisch von ihr angezogen auf die Straße, während ich verzweifelt versuche, die Taschen am Rad zu befestigen und gleichzeitig meinen kleinen Floh zu hüten. Ana zeigt erste Anzeichen von Krankheit. Das Wetter, das Kranksein und die ständige Wachsamkeit wegen der Kinder – alles zehrt uns aus. Es wird langsam klar: Das hier ist kein Urlaub. Das hier ist Type 2 Fun: Spaß, der zwar im Moment nicht besonders schön ist, aber dafür eine Abenteuergeschichte fürs Leben ist. Mein Partner fragt am Telefon, wie es mir geht. „Frag nicht,“ ist meine diplomatische Antwort.
Als ob das Wetter merkt, dass wir ans Ende unserer Geduld und Kraft kommen, grüßt uns am nächsten Tag das inzwischen Undenkbare: Sonnenschein. Gefühlt gleiten wir durch endlose Apfelplantagen und stoßen abends auf einen so ziemlich perfekten Tag an.
Am nächsten Tag schüttet es wieder.
FAST DA!
Ein lieber Freund schickt aufgeregt Gewitterupdates, Flutwarnungen und Wetterberichte. „Vielleicht solltet ihr doch den Zug nehmen?“ schreibt er, doch wir treten wieder tapfer gegen Regen und Wind an, bis wir in Lavis ankommen. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich das hier nicht als Bikepacking-Abenteuer, sondern als Regentauglichkeitsprüfungstour für unsere Klamotten bezeichnen. Die halten nämlich erstaunlich gut durch. Der Tag endet mit Gelato, denn an unser AirBnB ist diesmal eine Gelateria angeschlossen. Nea bekommt dank eines nahezu perfekten Zitroneneises ihren ersten Zuckerschock und ist vor lauter Energie den Abend kaum zu bändigen. Egal – der letzte Tag der Tour steht an. Sturm und Gegenwind begleiten uns an den Gardasee. Das Ziel, Arco, taucht endlichh auf. Unglaublich müde und glücklich und fast auch etwas geschockt über das, was wir da gerade erlebt und abgeschlossent haben, steigen wir von den Rändern.
Wir haben es geschafft. Wir haben die Alpen überquert, und zwar mit Kindern, Anhängern und einer Tonne Windeln im Gepäck. Ein letztes Mal setzt der Regen ein – gerade als wir zum ersten Mal die Zelte aufgespannt haben. Denn in Arco werden wir nicht nur klettern, sondern endlich wieder in Zelten schlafen.
So, wie wir das all die Jahre vor der Geburt unserer Kindern gemacht hatten. Doch dieses Mal schläft Ada neben Ana und Nea neben mir im Schlafsack ein.
Ja, die Tour war viel anstrengender als ich mir das erhofft hatte. Aber wir haben es gemeinsam geschafft. Als Freundinnen, als Mutter-Töchter-Duos, als Team. Es war auch nicht immer leicht. Wir sind alle an unsere Grenzen geraten.
Aber ich werde es nie vergessen.
Und gemessen daran, wie Nea nun Radfahren und klettern liebt… Sie auch nicht.
RADREISEN MIT KIND FAQ: ALLES RUND UM BIKEPACKING MIT BABY ODER KIND
Für alle Mütter, Väter und Eltern, die eine Fahrradreise mit ihrem Baby oder ihren Kindern planen: Annie teilt hier wertvolle Tipps aus ihren eigenen Erfahrungen, um euch bei der Vorbereitung und Durchführung eures Abenteuers zu unterstützen.
Wie lange sollten Fahrradreisen mit Baby dauern? Tipps zur idealen Länge.
Es ist nicht die Strecke, die den Rahmen für eine gute Bikepackingtour schafft, sondern das Tempo. Wie alle Menschen mit Kindern sicherlich schon bemerkt haben, ist das Tempo eures Lebens von einem Tag auf den anderen ein anderes. Ein Kind, das manchmal keine Lust hat, Jacke, Schuhe oder Helm zu tragen, braucht einfach länger, um von A nach B zu kommen. Das sind einfach andere Bedingungen als bei jemandem, der sich selbst hohe sportliche Ziele setzt, wie etwa 120 Ironmans in Folge. Und wenn man die Ambitionen für Rekorde zuhause lässt (was man allgemein auf einer Bikepackingtour machen sollte), ist die Länge der Strecke mit Kleinkind am Ende des Tages völlig irrelevant. Daher: Plant lange Urlaube statt langer Strecken. Nehmt Zeit mit und schafft euch Möglichkeiten, auch mal mehrere Tage an einem Ort zu verbringen. Rechnet pro Tag mit 30 bis40 km Touren statt 130 bis180 km. Klar, ihr kommt so nicht besonders schnell nicht besonders weit. Aber ihr habt es zusammen mit der jüngeren Generation aufs Rad geschafft – und das ist am Ende das eigentliche Ziel, nicht?
Wie kann ich mein Baby oder Kleinkind optimal auf eine sichere und angenehme Bikepacking-Tour vorbereiten?
Stell dir folgende Frage: Wie geht dein jüngeres Tourenmitglied mit neuen Situationen um? Das ist nämlich entscheidend für eure Vorbereitung. Denn ein Kleinkind, das durch nichts aus der Bahn geworfen werden kann, weil es Neues liebt, muss vielleicht ein-, zwei Mal den Biketrailer probesitzen. Das ist anders bei Kindern, die Stabilität und Bekanntes bevorzugen. Tastet euch also liebevoll ran. Von Tagesausflug wird der Sprung zur Wochenend-Bikepackingtour leichter… und was man zwei, drei Tage in Folge macht, kann man leichter auf eine Woche ausdehnen. Um sicher zu gehen: Rechnet damit, dass ihr im Zweifelsfall ein paar mehr Pausentage benötigt. Dann kommt auch kein Stress auf, wenn der Biketrailersitz trotz Vorbereitung nicht mehr attraktiv ist.
Welche E-Bikes eignen sich besonders gut für Bikepacking mit Baby?
Ganz ehrlich – ich bin noch nie längere Strecken mit einem E-Bike gefahren, war ich doch nie in einer Lebenslage, wo die äußeren Bedingungen mich so klar an meine Grenzen gebracht haben, wie meine Elternschaft das tut. Doch mit Kindern ist man meist doch in einer anderen körperlichen Verfassung, als man es vor der Ankunft besagter Kinder war. Training kostet Zeit und Nerven, und selbst wenn man sich allein mit Leichtigkeit ohne Motor ans Ziel radeln könnte, kommt durch die kleinen Reisebegleiter dann das Extragewicht des Trailers, des Kindes und dessen Reisegepäck dazu. Wenn die äußeren Bedingungen schon so viel schwieriger sind, warum sollte man es sich nicht leichter machen, wenn es dank E-Bike möglich ist?
Das Diamant Zing Deluxe Gen 2 war mein erstes E-Bike und hat ordentlich Eindruck bei mir hinterlassen. Nicht nur, dass es uns völlig problemlos von Oberaudorf bis nach Arco getragen hat. Das Zing mit 545 Wh Akkukapazität hat sogar den Pausentag, den ich durch eine fiese Grippe einlegen musste, an dem folgenden Tag mit 100 km wieder wettgemacht.
Warum E-Bike und kein Cargobike?
Ich bog links ab und plötzlich war sie da: eine Treppe. Eine richtig, richtig lange Treppe. Ana war mir bereits 100 km voraus, und ich ganz allein auf mich gestellt. Es war der Tag an dem ich allein radeln musste, weil ich den Tag zuvor krank geworden war und pausieren musste. Im Nachhinein habe ich zwar festgestellt, dass es nicht nötig gewesen wäre, die Treppe zu nehmen, aber da es als Fallbeispiel so ideal geeignet ist, bleibe ich hier kurz dabei: Mit Trailer und E-Bike ist man flexibel. Nichts gegen klassische Cargobikes, aber was sie nicht bieten können, ist genau das: Flexibilität. An manchen Tagen will man einfach ein leichtes Rad ohne Trailer nutzen können. Vielleicht für die Momente, in denen man Treppen oder Fahrstühle navigieren muss – und da ist ein E-Bike mit Trailer deutlich flexibler.
Welche Fahrradanhänger eignen sich am besten für Bikepacking mit Baby?
Fahrradanhänger sind nicht die kostengünstigsten Anschaffungen. Wenn es Ebay nicht gäbe, wüsste ich nicht, wie man sich vieles davon leisten sollte. Wir haben nur unseren Trailer (Thule, 1 Kind) getestet und den schon durch so einige Strapazen geschickt. Ob über Mountainbike-Trails, die ich fälschlicherweise als „kinderwagenfreundlich“ während der Tourenplanung eingeschätzt habe, oder als Laufwagen durch die Städte im Balkan: Der kann also was.
Mein Bruder hat den Qeridoo und fährt genauso spannende Biketrails mit dem ab. Weder er noch ich hatten jemals einen Platten. Allerdings gibt es den Qeridoo nicht in goldgelb. Den Thule schon. Und so habe ich mich aus optischen Gründen dann dafür entschieden.
Was packe ich für eine Bikepacking-Tour mit Baby ein?
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Wie organisierte ich die Verpflegung während einer Bikepacking-Tour mit Baby?
Ich bin immer noch nachhaltig beeindruckt von der weisen Voraussicht, die Ana hatte, als sie kurz vor der Abfahrt eine riesige Tüte getrocknete Erdbeeren und Mangostücke mit in den Trailer warf. Nicht nur für die Kids, sondern für uns waren die kleinen Sancks zwischendurch absolute Lebensretter. Mein Framebag war bis zum Ende der Tour gut bestückt mit Proteinriegeln (für mich) und kleinen Frucht- und Obstsnacks und Quetschies (für Nea), an die ich leicht und jederzeit rankommen konnte. Das Framebag selbst wurde alle paar Tage aufgefüllt spätestens, wenn wir wieder Windeln aufstocken mussten.
Neben den schnellen Snacks musste es natürlich auch richtiges Essen geben. Wenn ich allein auf Tour bin, koche ich sehr gerne selbst. Mit Kindern sieht das ein wenig anders aus. Da war zumindest ich meist zu platt, um weder körperlich noch kognitiv die Essenssituation allein zu klären. Restaurants, Cafés, Bäckereien: ich war für alles zu haben. Wir hatten auch konkret darauf geachtet, Unterkünfte mit Frühstück zu buchen. Ich kann nicht beschreiben, wie dankbar ich für jede Breakfast Bar war, die uns auf der Tour begegnet ist. Da fühlt man sich direkt, als ob man selbst wieder umsorgtes Kind sein darf.
Wie kann ich mein Baby oder Kleinkind auf der Fahrradtour sinnvoll beschäftigen?
Ganz ehrlich - die beste Beschäftigung während der Fahrt ist die, die es nicht gibt. Übersetzt: Das Kind schläft. Meist haben wir in der Früh so lange gebraucht, um loszukommen, dass Nea direkt bei der Vormittagsfahrt eingeschlafen ist (gegen 10 Uhr). Für die Zeiten, in denen sie wach war, hieß es: Abwechslung. Manchmal saß sie vorne bei mir auf dem Shotgun-Sitz (dieser Sitz wird auf dem Oberrohr montiert. Das Kind befindet sich damit zwischen dir und dem Fahrradlenker), und wenn das zu nass wurde,ging es wieder nach hinten in den Trailer. Dort hatte sie ihre Puppe, ein kleines Auto und ein Buch, um sich eine Weile allein zu beschäftigen. Snacks (getrocknete Früchte, Äpfel, Karotten, Bananen) waren auch sehr beliebt, um ein paar Kilometer beschwerdefrei voranzukommen. Und wenn das nicht half, gab es immer noch Musik. Den besten Tag hatten die zwei Kleinen (Ada und Nea) vermutlich, als ich krank war. Da war ich nämlich so geschwächt, dass Nea statt in ihrem Trailer mit in dem von Ada saß. Und zu zweit haben die beiden dann mit einem kleinen Lautsprecher zwischen sich eine kleine Tanzparty veranstaltet, die dann so nach einer guten Stunde in einen festen Mittagsschlaf überging. Besser geht's eigentlich nicht.
Konkrete Empfehlungen als Beschäftigung für Kinder im Fahrradanhänger: Seifenblasen, Ballons, Lautsprecher, Bücher, Lieblingskuscheltier
Wie vermeide ich Übermüdung und Stress während einer Fahrradreise mit Baby?
*müdes Lächeln* Zuallererst: Es ist vielleicht nicht sonderlich hilfreich, mit der Annahme heranzugehen, dass man eine durchgehend entspannte Reise haben wird. Für mich persönlich ist es wichtig zu wissen, dass ich mich absichtlich in Situationen begebe, die mir zu schaffen machen werden. Wenn man weiß, dass da Höhen und Tiefen auf einen zukommen, sind diese besser zu ertragen. Genau wie beim Radfahren allgemein, gilt auch hier: Für jeden Meter, den man sich den Berg hochschleppt, darf man sich auf den Weg hinab freuen.
Wenn man nun also den inneren Kompass auf "Buddha" eingestellt hat, heißt es trotzdem noch: Wie macht man es sich am besten NICHT schwer? Da würde ich empfehlen: Bucht eure Unterkünfte, wenn möglich spontan. Beachtet aber: Ferienzeiten! Es gibt vermutlich nichts Schlimmeres als nur vor geschlossenen oder voll gebuchten Unterkünften zu stehen, während der kleine Anhang müde, hungrig und im Zweifelsfall im Regen von euch ein Bett erwartet. Und zwar PRONTO. Da gilt vermutlich die Devise: Choose your hard. Entscheide dich vorher,auf welche Herausforderung du dich einlassen willst. Ich rate allerdings Druck von außen zu vermeiden den ihr schafft, indem ihr einen Zeitplan einhalten müsst.
Außerdem: Plant die Route entlang einer Bahn- oder Busstrecke, damit man im Zweifelsfall leichter Meter machen kann. Geht nicht zu spät ins Bett, auch wenn es verlockend ist, die wenigen Minuten, die man mal für sich allein hat, für sich allein zu nutzen. Aber glaubt mir: Die verlorenen Minuten bereut man am nächsten Tag, wenn man zum fünften Mal in Folge durch den Mittagsschlaf der Kleinen weiterradelt und selbst nicht pausieren kann. Nehmt euch nicht zu viel vor. Wir hatten unsere Route so geplant, dass wir im Durchschnitt 50 bis60 km pro Tag radeln mussten. Das war - selbst mit E-Bike - knapp an der Grenze zum Machbaren. Mit “Akustik”-Rad empfiehlt ein guter, durchtrainierter Freund von mir 20 bis 40 km pro Tag.
Mit Kindern zu reisen hat alles, was man braucht, um ganz schnell ans eigene Limit zu kommen. Daher gilt hier, wie für eigentlich jedes Abenteuer, in dem man nicht den nächstbesten Speed-Rekord knacken will: Seid lieb zu euch selbst und zueinander. Wenn ihr merkt, das fühlt sich nicht mehr gut an, bleibt einen Tag länger an Ort und Stelle. Nehmt den Zug, wenn ihr nicht vorankommt. Und macht die Picknickpausen im Gras, auch wenn euch das vielleicht ein paar Kilometer mehr kostet. Die haben sich bei mir nämlich viel mehr im Gedächtnis festgebrannt als der bloße Fakt, dass wir 500 km geradelt sind. Wenn man mit den Menschen, die man liebt, reist, tut es allen gut, wenn der Fokus da bleibt - und nicht an der Leistung. Denn darum geht es ja, wenn man als Familie reist: Das man gemeinsam auf einem Abenteuer ist.
Und wenn mir jemand sagen kann, wie man allgemein Übermüdung und Stress mit Kids vermeiden kann, schreibt mir. Ich bin offen für alle Hilfsangebote.
Welche Herausforderungen können beim Bikepacking mit Baby auftreten?
Ich sage oft: eine gute Bikepackingtour ist nicht wirklich anders als das Leben selbst. Es gibt Tage, an denen alles weh tut, man übermüdet ist, jemand unerwartet krank ist oder es hat geregnet und der komplette Biketrailer ist nass. Zumindest letzteres stört aber vermutlich auf einer Bikepackingtour mehr als im geordneten, tendenziell trockenen Stadtleben. Daher: früh ins Bett gehen. Gute und viele Snacks einpacken. Und unbedingt den Regenschutz vom Trailer zumachen, bevor man sich nachts Schlafen legt!
Abschließend….
Als wir in Arco, Italien, von unseren Rädern taumelten war weder Ana noch mir klar, ob wir nicht vielleicht doch eine völlig größenwahnsinnige Tour hingelegt hatten. Nea schlief tief und fest, und bemerkte nicht mal direkt, dass ihr Papa mit dem Zug angereist war, um uns am Kletterfelsen zu treffen. Wir waren alle ordentlich erschöpft. Wir waren uns alle nicht sicher, ob das nicht doch eine dumme, eher als eine großartige dumme Idee gewesen war.
Dann kamen die Tage an den Kletterfelsen. Denis lernte zum ersten Mal richtiges Felsklettern, Nea bekam ihren Klettergurt geschenkt und probierte sich auch im Vertikalen aus, und ich? Für mich war Seilklettern der Start meiner gesamten “Karriere” als Outdoor Sportlerin gewesen, und doch hatte ich seit der Schwangerschaft nicht mehr im Seil gehangen. Klettern hatte mich zu dem Menschen gemacht, der ich war und bis ich das Ende meiner ersten Route erreichte, war mir nicht klar gewesen, wie sehr mir das alles gefehlt und früher - wie jetzt - gegeben hatte. Wir waren zwar zum Felsklettern nach Italien gefahren, doch dass ich dabei mich selbst wiederfinde, stand nicht auf dem Tourenplan. Das fand ich aber, denn: Ich klettere jetzt wieder richtig. Zwar noch nicht so stark wie vor der Geburt, doch es ist wieder ein ganz normaler Teil meines Lebens. Wie vor der Geburt, wenn nicht sogar mit noch mehr Liebe und Leidenschaft als vorher.
Die Radtour war nicht leicht. Auf keinen Fall. Doch Nea liebt das Radfahren jetzt, genau wie ihre Mama. Fast jeden Tag ruft sie mindestens einmal aufgeregt: “Shotgun!” wenn sie mein Rad sieht, und wenn wir Zeit haben, radeln wir wenigstens eine Runde um den Block, wenn nicht sogar ganz raus aus Berlin.
Die Veränderung von “Ich” zu “Wir” zu “Du und ich”, die Nea und ich in den letzten zwei Jahren gemeinsam durchgemacht haben, war auch nicht leicht. Auf keinen Fall. Doch zusammen mit meinem kleinen Teammitglied haben wir auch diese Transformation überstanden. Das Vertrauen zwischen uns ist mit jedem Kilometer gewachsen und ich kann es nicht erwarten zu sehen, was wir noch so für großartige, dumme Ideen gemeinsam angehen werden.
Bis es soweit ist, nehme ich sie weiter mit zum auf lange Bikepacking Touren, und sie bringt mich bis zur nächsten Tour dazu, mich viel mehr aufs Rad nach der Arbeit zu schwingen, als ich das ohne sie machen würde.
Bikepacking, Baby war nicht leicht. Aber ich würde mich immer wieder für Bikepacking mit Baby entscheiden und bin gespannt, ob du es auch tun wirst.
Anmerkung von Annie:
All diese Ratschläge basieren auf dem kleinen familiären Solarsystem in dem wir, mein Partner, meine Tochter und ich leben. Jede Konstellation ist anders. Jedes Kind ist anders. Jedes Elternteil ist anders. Die Grenzen meines Kindes müssen nicht zwingend die deines Kindes sein, genauso wenig wie meine Bedürfnisse die deinen sind. Meine Tochter ist so neugierig wie energiegeladen, was ihren Spaß am langen Sitzen im Trailer deutlich einschränkt. Dafür kommt sie mit ziemlich jedem neuen Ort und Menschen mit Leichtigkeit klar. Ich habe große Bedürfnisse nach Schlaf und Erholung und komme seit Beginn meiner Elternschaft nicht gut ohne Pausen klar. Meine Tochter und ich funktionieren (bisher) gut zusammen, wenn viel Aktivität tagsüber auf frühes Schlafengehen treffen. Das hat für mich auf dieser Tour bedeutet, dass ich nicht wie sonst Zelten wollte. Ich hatte stattdessen ein großes Bedürfnis nach sofortiger Erholung, sobald ich über die Schwelle zu unserer Unterkunft gestolpert bin. Nea und ich sind meist gegen 20-21 Uhr ins Bett gegangen, und dort blieben wir, bis die Sonne aufging (oder das Kind mir aufs Gesicht krabbelte).
Das muss bei dir nicht so sein. Du kennst dich und die Bedürfnisse deines kleinen Systems, in dem du dich um und mit deinem Kind bewegst, viel besser. Daher nehme meine Ratschläge an, wenn sie für dich passen, und ändere die Dinge, die nicht zu euch passen. Am Ende ist jedes Abenteuer genau das: Dein eigenes. Nur halt mit einem deutlich jüngeren Teammitglied. Und ich wünsche euch dabei zusammen eine erlebnisreiche Reise mit Kinderlachen und absurden Lebenssituationen, an die man sich auch Jahre später noch erinnert. Dafür macht ihr das doch, oder?
Wenn du dein Rad registrierst, können wir dich bei Rückrufen direkt kontaktieren. Die Polizei kann deine Adresse abfragen, wenn sie dein gestohlenes Fahrrad findet. Außerdem nutzen wir das als Nachweis für deine Garantie als Erstbesitzer, die nach der gesetzlichen Gewährleistungszeit anfängt.
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