Wie nachhaltig ist ein E-Bike

Wie nachhaltig ist ein E-Bike

Nur wer zu Fuß geht, ist am Ende wirklich nachhaltig unterwegs. Aber häufig ist es schlicht nicht möglich, längere Stecken wie beispielweise den Arbeitsweg zu Fuß zurückzulegen. Dann kommt meist ein anderes Verkehrsmittel ins Spiel. Vielleicht das klassische Fahrrad oder ein E-Bike, das Auto oder die öffentlichen Verkehrsmittel. Gemeinsam mit Bosch haben wir uns die Herstellung eines E-Bikes genauer angeschaut, werfen einen Blick auf dessen Nachhaltigkeit im Vergleich mit anderen Verkehrsmitteln und geben dir Tipps, um die Ökobilanz deines eigenen E-Bikes so verträglich wie möglich zu gestalten.

Wir sind der festen Meinung, dass das E-Bike in der Verkehrswende eine kraftvolle Rolle spielt. Es ist nachhaltiger als andere Verkehrsmittel, schont die Umwelt und fördert zusätzlich auch noch die Gesundheit der Personen, die es fahren.

Man könnte nun als erstes die praktische Innovation des E-Bikes infrage stellen, weil es aufgrund seiner Herstellung nie so umweltfreundlich ist wie ein klassisches Fahrrad. Das tun viele Menschen und haben damit recht. Zu einem Teil zumindest. Das E-Bike kann aber die Ökobilanz ins Positive wenden, wenn man das Rad (a) häufig nutzt und (b) damit beispielsweise Autofahrten ersetzt.

PROBLEMATIK BEI E-BIKE-AKKU UND ELEKTRONIK

Der Löwenanteil der Treibhausgase, die in Zusammenhang mit dem Fahrrad in die Atmosphäre gelangen, entfällt auf die Zeit vor dessen erster Fahrt – bei der Herstellung. Das ist bei Fahrrädern ohne Motor und bei Fahrrädern mit Motor so. Unsere Räder bestehen größtenteils aus Aluminium, Stahl und Metall sowie aus verschiedenen Kunststoffen. Bei der Entwicklung eines neuen Fahrrads ist es uns wichtig, dass zunehmend recycelbare Komponenten eingesetzt werden. Wieso? Eine lange Lebensdauer ist immer unser Ziel, aber fast jedes Fahrradleben endet irgendwann mit der Entsorgung.

Anders als bei klassischen Fahrrädern kommt bei E-Bikes die Elektronik dazu. Also der Akku, die Kabel, das Display und verschiedene Chips. Gerade diese Bestandteile sind aufgrund des Abbaus von Rohstoffen problematisch. Insbesondere die Herstellung des Akkus. Aber schauen wir uns das doch mal genauer an.

Notwendige Rohstoffe wie Kobalt werden derzeit in der Demokratischen Republik Kongo noch unter großem Aufwand gewonnen. Die Herstellung von Lithium-Zellen, die in unseren Akkus verbaut sind, findet vorwiegend in Asien statt. Es gibt mittlerweile zwar Versuche, elektronische Hardware unter fairen Bedingungen herzustellen. Damit man die Komponenten aber aus zuverlässigen und umweltfreundlichen Quellen beschaffen kann, ist es noch ein weiter Weg. Auch europäische Unternehmen sind dran, in Europa Zellproduktionen aufzubauen, um die Abhängigkeit von den asiatischen Zulieferern zu verringern. Kyburz beispielsweise hat erst kürzlich über seine Erfolge im Akku-Recycling informiert. Die Schweizer Firma hat ein einfaches und umweltfreundliches Verfahren vorgestellt, mit dem sich bis zu 91% der Rohstoffe von Akkus zurückgewinnen lassen.

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Du hast Fragen zur Nachhaltigkeit in Bezug auf Fahrrad-Akkus? Dann empfehlen wir dir einen Blick in unseren Beitrag E-Bike-Akku Herstellung: Wie nachhaltig ist ein Fahrrad-Akku?

Ist das E-Bike nachhaltiger als andere Verkehrsmittel?

Da wir bei fast all unseren E-Bikes auf E-Bike-Systeme von Marktführer Bosch zählen, haben wir mit Armin Harttig, Leiter Vertrieb und Service bei Bosch eBike Systems, gesprochen. Im Interview vergleichen wir das E-Bike in Sachen Nachhaltigkeit mit anderen Verkehrsmitteln.

Bosch hat zusammen mit dem TÜV Rheinland den CO2-Fußabdruck ihrer Produkte analysiert. Armin Harttig, wie groß ist dieser Fußabdruck und ab wann ist ein E-Bike nachhaltig?

Für ein Pedelec ergibt sich über seinen Lebenszyklus ein CO2-Fußabdruck von durchschnittlich 299 Kilogramm CO2-Äquivalenten. Dieser setzt sich wie folgt zusammen: 121 Kilogramm CO2-Äquivalente entfallen auf die Materialien und die Herstellung des eBike Systems, also Antriebseinheit, Batterie und Display. Wobei die Batterie hier mit 59% den größten Anteil hat. 112 Kilogramm CO2-Äquivalente machen die Materialien und Produktion der Fahrradkomponenten aus, 44 Kilogramm die Nutzung und 22 Kilogramm fallen durch Transport, Verpackung und Recycling an. Kurz zum Vergleich: Der Fußabdruck eines Autos mit Verbrennungsmotor liegt bei rund 34.150 Kilogramm CO2-Äquivalenten. Da liegt das E-Bike sehr weit vorne. Der Unterschied zwischen E-Bike und konventionellen Fahrrad ist dagegen nicht so groß: Beim konventionellen Fahrrad beträgt der Fußabdruck 131 CO2-Äquivalente – denn auch hier fallen natürlich Emissionen durch Material, Produktion, Transport und Verpackung an.

Wenn ich ein E-Bike im Alltag zum Pendeln oder Einkaufen anstelle des Autos nutze, kann ich also einen deutlichen Unterschied machen. Und bereits nach 450 Kilometer Fahrt mit dem E-Bike anstelle eines Autos mit Verbrennungsmotor ist die CO2-Bilanz der eBike-Batterie bereits ausgeglichen.

Verglichen mit dem Auto, wann ist ein E-Bike nachhaltiger?

Für eine nachhaltige Mobilitätswende spielt das E-Bike eine wichtige Rolle, denn es ist eines der emissionsärmsten Verkehrsmittel überhaupt. Ein E-Bike verbraucht durch den genutzten Strom im Betrieb nur zwischen 2 und 5 Gramm CO2 pro Personenkilometer, abhängig vom Strommix. Bei einem Auto mit Verbrennungsmotor werden dagegen rund 150 Gramm CO2 pro Personenkilometer ausgestoßen. Weil neben der Nutzung aber vor allem Materialien und Herstellung den CO2-Fußabdruck bestimmen, hat das E-Bike durch den geringeren Ressourcenbedarf und Produktionsaufwand prinzipiell einen Nachhaltigkeitsvorsprung gegenüber dem Auto. Und wie oben schon angesprochen: Wenn ich sieben Wochen lang jeden Tag 10 Kilometer das E-Bike anstatt das Autos mit Verbrennungsmotor nutze, hat sich die E-Bike-Batterie bereits amortisiert.

Und wie sieht es verglichen mit dem öffentlichen Verkehr aus?

Auch im Vergleich zum öffentlichen Personennahverkehr entstehen durch die Nutzung eines E-Bikes deutlich geringere CO2-Emissionen. Während der ÖPNV zwischen 75 und 111 Gramm CO2 pro Personenkilometer ausstößt, sind es beim E-Bike lediglich zwischen 2 und 5 Gramm CO2 pro Personenkilometer.

Bilder: Bosch eBike Systems

Dein Akku hat irgendwann sein Lebensende erreicht. Damit diese wertvollen Rohstoffe wiederverwendet werden können, muss der Akku fachgerecht recycelt werden. Durch fachgerechtes Recycling werden Ressourcen geschont und wertvolle Rohstoffe gelangen wieder zurück in den Materialkreislauf. Was man dabei beachten muss, erklären wir dir im Blog.

SO KANNST DU FÜR EINE LANGE LEBENSZEIT DEINES E-BIKES SORGEN

Auch wenn das E-Bike als umweltfreundliches und nachhaltiges Fortbewegungsmittel gilt, beansprucht es in der Herstellung und Nutzung Ressourcen und Energien. Wer damit aber Autofahrten ersetzt, kann seine Ökobilanz in sehr kurzer Zeit verbessern. Das haben wir soweit verstanden. Wer das E-Bike nun aber auch noch vernünftig und umsichtig nutzt, kann die Umweltauswirkungen auf ein Minimum reduzieren. Und genau das wollen wir doch. Aber was bedeutet das konkret?

Wir empfehlen allen, sich vor dem Kauf eines E-Bikes im Klaren zu sein, welches Modell den eigenen Ansprüchen am besten entspricht. Braucht man zwingend ein E-Bike mit extra-starkem Motor, oder reicht für den Alltag auch ein leistungsschwächeres Elektrorad. Wenn du dir nicht sicher bist, frag bei unseren Fahrradhändlern nach einer Probefahrt. So vermeidest du auch einen teuren Fehlkauf und schonst die Umwelt.

Weiter ist es sinnvoll beim Kauf eines E-Bikes auf eine gute Qualität und Langlebigkeit der einzelnen Teile zu achten. Auch hier bieten dir unsere Händler jederzeit eine persönliche Beratung. Und wenn dereinst etwas mit deinem E-Bike sein sollte, reparieren es erfahrene Mechaniker. Auch beim Akku zahlen sich eine lange Lebensdauer und die Verfügbarkeiten von Ersatzteilen aus. Es lohnt sich außerdem bei der Ladung und Lagerung des Akkus auf einige wichtige Punkte zu achten. Wenn du mehr dazu erfahren möchtest, schau doch mal in unsere Blogs E-Bike-Akku laden und E-Bike-Akku lagern & pflegen.

UMWELTSCHONEND FAHREN

Zum Schluss: Damit dein E-Bike auch wirklich ‘alt’ werden kann, lohnt es sich umsichtig damit zu fahren. Denn in vielen Situationen ist es nicht zwingend nötig, in der stärksten Unterstützungsstufe zu fahren. Weniger Fahrten im Turbo-Modus bedeuten, dass du den Akku nicht so oft aufladen musst und diesem dadurch einen längeren Lebenszyklus ermöglichst. Trotzdem kommst du vielleicht irgendwann an einen Punkt und möchtest dein ‘altes’ E-Bike durch ein neues und besseres ersetzen. Das können wir dir selbstverständlich nicht übelnehmen. In diesem Fall lohnt es sich doppelt, das ‘alte’ E-Bike zu verkaufen – einerseits finanziell und andererseits umwelttechnisch.

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