Einer, der schon immer von Mobilität bewegt wurde und diese mobile Leidenschaft nach wie vor auslebt, ist der Unternehmer Ludwig Karsch. Diamant ist für ihn aber nicht nur mit nostalgischen Kindheitserinnerungen verbunden.
Stattdessen beschäftigt er sich auch heute noch in vielerlei Hinsicht aktiv mit Diamanträdern. Wie persönlich das Thema für ihn ist, erfährst du in unserem Interview.
Interview mit Ludwig Karsch
Herr Karsch, nur zum Einstieg für unsere Leser zwei Fragen: Seit wann beschäftigen Sie sich intensiver mit Diamant und wieso sind Sie eigentlich ein Enthusiast von klein auf?
Ludwig Karsch: Die beiden Fragen gehören tatsächlich zusammen, finde ich. „Von klein auf“ bin ich ganz einfach deshalb ein Enthusiast, weil schon in meiner Kindheit so ein Diamant Fahrrad etwas war, was jeder gerne haben wollte. Ich bin mit diesen Rädern aufgewachsen und muss sagen, sie waren immer etwas Besonderes. Wohl dem, der eines hatte.
Und was das „intensivere“ Beschäftigen mit Diamant als Fahrradsammler betrifft, kann ich sagen, dass das bei mir vor knapp zehn Jahren begonnen hat: Ab dann habe ich angefangen, historische Diamant Räder ganz bewusst zu sammeln.
Weil sie historisch und vielleicht wertvoll sind?
Weil sie historisch und ganz einfach toll sind.
Mit der Geschichte der Mobilität scheinen Sie sich ja gut auszukennen.
Kann man schon sagen, ist meine ganz große Passion: Wir haben hier einen eingetragenen Verein, das „Museum für sächsische Fahrzeuge Chemnitz“, bei dem ich Präsident bin und um den ich mich kümmere. Ganz klar, dass die Fahrzeuge von Diamant, ob Fahrräder, „Hühnerschreck“ oder Motorrad, da auch eine sehr wichtige Rolle spielen. (Anm. d. Red.: Zum „Hühnerschreck“ empfehlen wir Ihnen unser Interview mit den Diamantikern Anika Schäfer und Patrick Meißner.)
Ich habe Sie ja mit „Das war vielleicht was!“ zuvor gebeten, zu überlegen, ob Ihnen etwas aus der Vergangenheit einfällt, das Sie mit Diamant verbinden.
Oh ja, da hätte ich etwas: ein Sportrad von 1961 nämlich. Ist schon ein paar Jährchen her, dass ich dieses Sportrad bekommen und neu aufgebaut habe. Es war mein erstes und ich hatte nicht unbedingt allzu viel Vertrauen, weder in meine Arbeit noch in das Material, das deutlich in die Jahre gekommen war. Solche Unsicherheit ist nicht die beste Voraussetzung, wenn man mit dem Objekt der Begierde auf Probefahrt gehen will.
Sächsische Mobilität aufblühen lassen
Und sind Sie?
Aber ja – und wie! Es passte einfach alles: die damals über 40 Jahre alte Rundscheidengabel, die die meisten Fahrbahnunebenheiten einfach ausgebügelt hat. Die 3-Gang-Schaltung, mit der sich sehr präzise die Übersetzung wechseln ließ. Und als ich schließlich auch noch merkte, wie leicht sich das ganze Fahrrad fuhr, da war ich rundum begeistert. Kein Wunder, dass meine kleine Probefahrt locker über zwei Stunden dauerte. Dieses Rad fahre ich übrigens auch heute noch.
Klingt sehr begeistert. Jetzt mal in eine ganz andere Richtung gefragt: Fällt Ihnen in Verbindung mit Diamant etwas Komisches zum Thema „Pleiten, Pech und Pannen“ ein?
Ja klar, da gibt es auch so eine Geschichte: Als die ersten Fahrradcomputer auftauchten, da musste ich natürlich unbedingt so einen haben. Bei dem guten Stück handelt es sich um einen Sachs-Huret, ich glaube, er hieß Multitronic 2. Den habe ich wie vorgeschrieben ganz unten an der Vorderradgabel montiert und dann selbstverständlich auch sofort testen müssen. Also aufs Rad geschwungen und ordentlich in die Pedale getreten, der Computer sollte immerhin die Geschwindigkeit bis 80 km/h anzeigen.
An einem langen Gefälle habe ich das Rad richtig auf Touren gebracht und als ich mich tief nach vorne beugte, um die Geschwindigkeit abzulesen, da konnte ich da tatsächlich imposante 70 km/h erkennen. Dann gab es einen heftigen Schlag, gefolgt von einem Knall und hässlichem Asphaltkontakt: Ich hatte im Rausch des Geschwindigkeitablesens ein Schlagloch übersehen. Zum Glück ist weder mir noch meinem Diamant Rennrad etwas Ernstes passiert.
Noch eine Frage, die unsere Leser interessiert: Was ist für Sie das wichtigste Diamant Produkt – und warum?
Da kann ich gleich zwei Antworten geben: Zum einen ist das wichtigste Produkt für einen Fahrzeughersteller immer das aktuellste, denn es hat die große Aufgabe, den Fortbestand der Marke zu sichern. Die Geschichte von morgen findet ja heute statt. Zum anderen habe ich natürlich persönliche Favoriten: Meine liebsten Diamanten sind die Rennräder der 1970er Jahre, die mit dem großen Rahmendekor, am besten mit einer Campagnolo Ausstattung. Falls jemand mal so eines zu viel haben sollte, kann er sich gerne bei mir melden.
Herr Karsch, ein letztes Statement, bitte. Das Phänomen Diamant – in einem einzigen Satz zusammengefasst?
Diamant Fahrräder machen Freude, egal wie alt sie sind, weil ihre Treue und Unverwüstlichkeit ihren Ruf ausmachen – und der heißt „Diamanten sind für immer“.
Herr Karsch, wir danken Ihnen für das Interview.
Passend zu den Worten von Herrn Karsch, Diamant Fahrräder seien unverwüstlich, empfehlen wir Ihnen unser Interview mit Tobias Hubold von radzelten.de. Er hat mit einem Diamantrad 15 Länder bereist und über 40.000 Kilometer zurückgelegt.