Chasing Currents Teil 6. Annie und das Filmteam befinden sich kurz vor Hamburg. Allerdings sorgt die Hitze und der Wasserpegel für Probleme. Jetzt heißt es erneut: Umsteigen auf das Fahrrad.
"SICHER, DASS DU WEISST WAS DU DA TUST?"
Ich hatte immer eine sehr romantische Vorstellung vom Bootfahren. Dass man halt so im Boot sitzt, und der Wind bevorzugt von hinten kommt. Man schwebt also voran auf einem Fluss, der am besten mit 10 km/h abwärts strömt. Vielleicht schafft man sogar 40 Kilometer in nur vier Stunden! So war zumindest meine Hoffnung gewesen. Aber nun verstehe ich, wieso der Packrafter, mit dem ich vor der Tour telefoniert hatte, so lachen musste. “30 km am Tag wären schon heftig, geschweige denn 40 km!” Er erwähnte noch kurz den primär aus dem Westen kommenden Wind (heißt: Gegenwind), und die fehlende Strömung (Hitzewelle und Tiefwasserstand sei Dank). “Stell dich bei dem Fluss mal eher so auf 15 km pro Tag ein!
Er sollte Recht behalten. Packraften auf der Elbe, unter diesen Umständen?! Das war härter als alles, worauf ich vorbereitet war. Nachdem ich meinem Freund davon lachend erzählte, dass ich vor lauter Erschöpfung aus Versehen im Boot eingeschlafen war, unterbrach er mich besorgt und fragte: “Sicher, dass du weißt was du da tust?”
Blöde Frage. Das weiß ich nie.
Allerdings muss selbst ich einsehen, dass ich mit dem ganzen Paddeln langsam an meine Grenzen komme. Immerhin arbeitet mein Körper ja auch ganz nebenbei noch an der Produktion eines neuen Menschen. Und so lautet die Devise: Paddeln zu den Zeiten, wenn der Wind still ist (sehr früh oder abends) und Radfahren, wenn Gegenwind und die Hitze zu viel für mich werden. Das Filmteam wirkt über das gedrosselte Tempo auch dankbar. Denn die Cargo-Bikes können trotz E-Motor Antrieb kaum mit mir mithalten. Und ganz zu schweigen vom Boot, das alle paar Stunden wieder kaputt geht. Trotzdem haben wir es sogar ab und zu geschafft, einige Sequenzen auf dem Fluss zu filmen – bis zu dem Punkt, als die Elbe selbst den Geist aufgegeben hat. Der Wasserpegel kurz vor Hamburg ist so gering, dass die Crew das Motorboot verlassen und zu Fuß durch den Fluss gezogen hat: 60 Zentimeter Wasserstand.
Ab dem Punkt steigen wir alle wieder auf unsere Räder um. Ein bisschen Vernunft muss ja auch manchmal sein.
Das ist Teil 6. Annie ist fast am Ziel. In einem siebten Beitrag wird sie uns noch mitnehmen auf den Moment, als sie endlich das Ziel erreicht. Sie hat am Ende beinahe 80% der Strecke mit dem Rad zurück gelegt. Die zeitliche Aufteilung zwischen Radfahren und Raften war aber viel ausgeglichener – klar, du bist eben schneller auf dem Bike. Das siehst du in der folgenden Grafik:
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Weitere InformationenIch wäre gerne eine von diesen Abenteurerinnen, die vor der Sonne aufwachen und mit Sonnenuntergang ins Bett gehen. Aber mein morgendlicher Biorhythmus mag das nicht, und mit den frühen Nächten war schon nach ein paar Tagen Schluss - denn ich bin immer wieder in der Hitze der Mittagssonne dieses extra-heißen Sommers zusammengeklappt. Abends habe ich dann versucht, meinen Rückstand aufzuholen.
Ich bin meist zwischen 6 und 7 Uhr aufgewacht. Aufstehen, frühstücken, anziehen, packen… Der Prozess ist ja klar. An guten Tagen war ich ab 8 Uhr auf dem Rad. Manchmal erst zwei Stunden später. Dann bin ich direkt in die Mittagshitze reingefahren, habe deswegen mittags auch längere Ruhezeiten gebraucht und am Ende fand ich mich gegen 22/23 Uhr immer noch unterwegs. Ankommen, Abendessen kochen, Story für Instagram schreiben, mit der Filmcrew den nächsten Tag koordinieren - und, zack, schon war ich wieder erst um 1 Uhr im Bett. Früher aufstehen war unter diesen und meinen anderen Umständen deshalb kaum hilfreich: Schlafentzug macht schlechte Laune, ist für JEDEN ungesund - und für mich während der Schwangerschaft umso mehr.
Immerhin war das ein gutes Mittel gegen Langeweile. Ich war ja permanent "spät dran". Und wenn doch eine Zeit lang zu wenig passierte und mir langweilig wurde, hörte ich Podcasts von anderen Outdoor-Abenteurer:innen. Warum nur klangen deren Abenteuer immer spannender als das, auf dem ich mich grad befand?
Im letzten Beitrag Bikerafting entlang und auf der Elbe - Teil 7 nimmt dich Annie mit auf die letzen Kilometer ihres Bikerafting-Abenteuers. Sie beschreibt, wie sich Erleichterung anfühlt.