Willkommen zurück! Das ist Teil 3 von Chasing Currents. In diesem Beitrag macht Annie einen Abstecher in ihre Kindheit und erzählt uns, welche Bedeutung die Elbe für sie hat. Sie gibt dir ausserdem Tipps, welche Mahlzeiten wann auf einer Expeditions-Tour Sinn machen.
DIE ELBQUELLE
Warum will jemand überhaupt die gesamte Elbe einmal abklappern? Gut auf den Punkt hat es der leicht nach Bier riechende Mann gebracht, der sich am Abend vor der Tour mit einem schiefen Lächeln und hochgezogenen Augenbrauen vor mir aufgebaut und per Blick einmal durch analysiert hat: “Du bist eine von diesen Flussmenschen, oder?”
In der Tat – ich bin am Ufer der Elbe geboren. Und nach ein paar Jahren im Ausland sind wir auch wieder zurück zu ihr nach Magdeburg gezogen. Ich mochte die Stadt nicht besonders (der Umzug aus den USA zurück nach Deutschland war zumindest von meiner 11-Jährigen Seite aus nicht sonderlich freiwillig abgelaufen). Aber von einem Ort in Magdeburg konnte ich nie genug bekommen: dem Ufer der Elbe selbst.
Ganz konkret: Von dem Uferabschnitt, an dem eine schiefe Weide stand, die trotz der vielen Überschwemmungen, die sie miterlebt hatte, einfach nicht sterben wollte (auch wenn ich ihr Überleben definitiv nicht als “glücklich“ bezeichnen würde). Aber es war sehr ruhig unterhalb dieser halbtoten Weide, an der gerne mal ein paar tatsächlich tote Ratten vorbei trieben. Ruhig genug, um mich immer wieder in Dauerschleife zu fragen: „Was zum Teufel mache ich hier eigentlich?“
Ich wäre gern in den USA geblieben. Aber meine Eltern hatten ihre (guten) Gründe, mich lieber in Deutschland einzuschulen. Und wir hatten Familie hier. Aber solche Gründe hatten damals für einen Fast-Teenager noch nicht so richtig Sinn gemacht. Was allerdings inmitten meiner existentiellen Krisen immer Sinn gemacht hat, war dieser Fluss. Denn egal, ob sie gerade geflutet war oder nicht, ich hatte immer das Gefühl, die Elbe wusste, was sie machen wollte. Und ich habe ihr fasziniert dabei zugeschaut. Durch sie, meine Kletterfamilie und Freunde, die ich irgendwann fand, mochte ich Magdeburg dann doch.
Wir haben mit Annie über ihr Bikerafting-Abenteuer gesprochen. In unserem Podcast Annies großartige dumme Idee erzählt sie von ihrer Expedition entlang und auf der Elbe und erklärt, wie ein solches Abenteuer als Schwangere überhaupt möglich war.
Die Faszination durch den Fluss aber blieb.
Und deswegen stehe ich nun hier: an der Elbquelle, im tschechischen Riesengebirge. Mit einer Drohne, die Roy gerade über mich schweben lässt. “….. die Quelle ist viel kleiner, als ich erwartet habe”, flüstere ich Roy zu. Er sagt nichts. Er hat wieder den filmischen “Transparenz-Modus” an. Ich leider nicht: Vier Stunden sind wir energischen Schrittes mitsamt dem Filmequipment gewandert, denn mit dem Fahrrad kommt man nicht zur Quelle herauf. Und nun schauen mir circa 30 Touristen dabei zu, wie ich die Elbquelle begrüße. Ich bücke mich, um das Wasser zu berühren. „Hallo Kleine“, murmele ich der Quelle entgegen und hoffe, dass mich niemand hören kann – auch nicht die Mikrofone, die Max an meiner Tasche und meinem Hut befestigt hat. Die Elbe ist noch zu jung, zu still, um mir wirklich eine Antwort zu geben. Sie sieht so … amüsant aus. Herrlich unbedeutend, irgendwie. Und trotzdem weiß ich, wer sie mal sein wird.
Ich denke, keiner von uns kann wählen, wie sie geboren wird. Dieser Fluss ist da keine Ausnahme. Aber wir können (teilweise) bestimmen, wer wir werden.
Ich stehe auf und gehe mit einem breiten Grinsen im Gesicht zu Roy zurück. „Das Abenteuer beginnt jetzt!“ zwitschert er. Der Transparenz-Modus ist anscheinend wieder aus.
„Das hat es doch schon“, erwidere ich mit einem Augenzwinkern
Guten Morgen! Du hast die kluge und gleichzeitig extrem fragwürdige Entscheidung getroffen, dich auf ein Abenteuer zu begeben. Klar hast du Hunger – aber was wirst du Essen? Als nicht-zertifizierter und definitiv unprofessioneller Ernährungsexperte ist es meine absolute Ehre, dich darüber aufzuklären, wie ich (kalorientechnisch) vorankomme. (Gruß an eine bestimmte oder unbestimmte Person: Pringles gehören NICHT dazu!)
Während der Chasing Currents Tour hatte sich durch meine Schwangerschaft hauptsächlich der Bedarf an Früchten und Proteinen verändert. Und ich hab auch viel häufiger mal Kekse gesnackt, als ich das normalerweise tue. Aber prinzipiell war der Essensrhythmus derselbe wie auf jeder anderen Tour:
Nach Empfehlung der Küche geht es um 7 Uhr morgens los – und zwar mit Kohlenhydraten. Vielen Kohlenhydraten. Persönlich liebe ich Haferflocken. Die werden einfach mit Milchpulver und Zucker in kochendes Wasser gekippt und schon gibt es wenig später Frühstück. Die Wartezeit vertreibe ich mir mit einem Kaffee (für den ich meist einfach Kaffeepulver mit heißem Wasser kombiniere). Für ein ganz besonderes Frühstückserlebnis: einfach Schokolade und/oder Honig hinzufügen (falls vorhanden, natürlich). Im August kann man sich zumindest in Norddeutschland mit Brombeeren eindecken und sie direkt von den Sträuchern ins eigene Frühstück bringen.
10 Uhr – Mehr Kohlenhydrate. Am liebsten Studentenfutter-Snacks. Brot mit Erdnussbutter und Honig tut’s aber auch. Oder Käse. Oder Hummus. Fakt ist: Man muss essen! Alternativ kann man auch jeden Tag um diese Zeit 250-500g Erdnüsse in sich reinschmeißen, wie ich es bei meinem Ultramarathon getan habe. Ich bereue nichts.
13 Uhr – Zwischen Anfang und Mitte der Tour merke ich irgendwann immer einen extrem großen, latenten Heißhunger auf Salat. Frisches Gemüse. Obst. Und wenn ich gerade Zugriff darauf habe, esse ich das meistens zur Mittagspause. Denn das ist angenehm leicht. Du möchtest ja vorankommen statt nach einem riesigen Topf Nudeln mit Spaghetti (und vielleicht ein bisschen Öl oder Sauce) ins nächste Mittagstief zu fallen.
16 Uhr – Ab August/September sind die Bäume voll mit Äpfeln, Birnen, Pflaumen… und das lass ich mir nicht entgehen. Wenn es gerade nicht die Jahreszeit (oder Weltregion) dafür ist, empfehle ich, Datteln und Nüsse als Zwischenmahlzeit dabei zu haben.
19/20/21 Uhr – Zum Abendbrot kann es nur eins geben: viele Proteine für die Regeneration während der Nacht. Dafür empfehle ich “Rote Linsen”-Suppe, denn sie ist extrem leicht zuzubereiten (man kocht Zwiebeln oder Knoblauch in Wasser mit Tomatenpaste, kippt dann die roten Linsen in das kochende Wasser hinzu und wartet noch 5-7 Minuten. Guten Appetit! Salz nicht vergessen).
Annie ist in Spindlermühle aufgebrochen und einige Tage sind schon vergangen. Die enorme Hitzewelle stellt sie auf die Probe… Bikerafting entlang und auf der Elbe – Teil 4