Das ist Teil 4 von Chasing Currents. Annie ist in Spindlermühle (Tschechien) aufgebrochen und einige Tage sind schon vergangen. Die enorme Hitzewelle vom Sommer 2022 stellt sie während ihrer Bikerafting-Tour auf die Probe. Ein Fluss ist eben kein Wald…
KEINE STRÖMUNG IN SICHT
“Vielleicht wird es heute etwas kühler”, sage ich mir selbst, am dritten Morgen in Folge. Oder ist es gar der vierte Tag? Zeit verliert langsam an Bedeutung…. “Aktuell ist es doch noch gar nicht so schlimm.” Ein Blick auf das Handy verrät, dass die kühlen Temperaturen vermutlich nicht an dem für heute angekündigten Wetter liegen (38, 39°C im Schatten, herrlich…), sondern eher an der Uhrzeit: 6 Uhr.
Ich bin im Angesicht der Hitzewelle und der trägen tschechischen Elbe bisher nur Fahrrad gefahren. So etwas wie eine Strömung gibt es hier in Tschechien einfach nicht. Alle paar Kilometer kommt ein Damm, eine neue Schleuse oder ein an den Fluss angeschlossenes Kraftwerk und schon steht der Fluss wieder. Dazu knallt die Sonne so sehr, dass ich am Tag locker 6 Liter Wasser in mich hinein kippe. Und die immer wieder zu besorgen, ist gar nicht so einfach, denn meine Tschechisch-Kenntnisse lassen echt zu wünschen übrig.
“Water? Wasser?”, frage ich an einem kleinen Kiosk, eine leere Trinkflasche schwenkend. Ich nehme an, die Antwort, die hauptsächlich an die Menschen hinter mir in der Schlange gerichtet ist, kann man so übersetzen: “Was will diese verschwitzte Radfahrerin?!” Eine Frau in meinem Alter kommt mir zu Hilfe. “Da drüben gibt es einen Wasserhahn, bedien dich.” Ich schwinge mich dankbar und erfrischt aufs Rad. Hilfe vom Filmteam gibt es in solchen Fällen keine. Wir haben nämlich abgemacht, dass sie mich nicht unterstützen. Sonst wäre es keine “self-supported” Solo-Tour, bei der Hilfe von außerhalb nämlich nicht erlaubt ist. Ohnehin habe ich das Team nicht mehr gesehen, seitdem ich Spindlermühle verlassen habe. Es gibt bei ihnen wohl Probleme mit dem Vorankommen.
Probleme habe ich auch. Denn obwohl ich geplant hatte, in Litomerice auf das Raft umzusatteln, will ich nicht. Mir wird mulmig bei der Vorstellung mich bei der Hitze in ein Boot zu setzen, um damit auf einem überhaupt nicht überschatteten Fluss zu fahren. “Abenteurerin stirbt an Hitzekollaps auf der völlig strömungslosen, wasserarmen Elbe inmitten Rekord-brechender Hitzewelle,” murmel ich, während ich mein Raft wieder an mein Rad binde. Manche Zeitungstitel muss man ja nicht heraufbeschwören. Daher erst mal weiter auf dem Rad. Und am nächsten Tag stelle ich den Wecker auf 5 Uhr. Anders wird das ja wohl nicht klappen mit dieser Bootstour.
Gut, dass es Kaffee gibt.
Annie war auf einem Diamant 135 unterwegs, einem limitierten Sondermodell für die Kollektion 2020. Das aktuelle Diamant Villiger nutzt den gleichen Rahmen, aber eine innovative 1×11-Schaltung. Dieses Rad kannst du dir hier anschauen. Und jetzt kommen wieder Annies eigene Worte, denn so hat sie ihr Bike eingesetzt:
Ohne Mango, mein geliebtes und quietsch-orangefarbenes Touring Bike von Diamant, wäre ich besonders am Anfang und am Ende der Tour aufgeschmissen gewesen. Denn wo der Fluss am Anfang zu klein, flach und wild war, um das Raft einzusetzen, war er am Ende eindeutig zu breit und zu befahren, um darauf sicher voranzukommen. Also musste ich das Raft erst einmal am Rad befestigen. Zusammengefaltet eignet es sich ideal, um es mit zwei Spanngurten fest an den Lenker des Fahrrads zu binden. Du musst nur beachten, dass sich dabei das Licht nicht aus Versehen verschiebt oder das Raft es verdeckt. Im späteren Verlauf der Expedition wurde das Rad wieder nützlicher, weil auch der Gegenwind immer stärker wurde. Denn die Elbe mag zwar ungehemmt in die Nordsee fließen, aber für dich auf deinem Packraft mit Rad und Gepäck ist das mit Gegenwind doch echt harte Arbeit. (Es ist eben doch ein windanfälliges Packraft und kein schnittiges Kayak.) Und dazu ist es allgemein natürlich viel, viel einfacher, mit dem Rad einkaufen zu gehen und Schleusen, große Städte sowie zur Mündung hin auch Ebbe und Flut zu umfahren.
Spezifisch trainiert habe ich für all das Radfahren oder Packraften vorher übrigens nicht. Ich war ja bis kurz vor der Tour auf eine Schwimmexpedition eingestellt. Für die war ich allerdings 3-4 mal pro Woche im Schwimmbad. Ob mir das auf dem Rad oder beim Paddeln etwas gebracht hat… geschadet hat es sicher nicht.
Hier ist Teil 5 für dich: Bikerafting entlang und auf der Elbe – Teil 5. Annie wechselt zum ersten Mal vom Fahrrad auf das Raft und kommt zügig voran. Vielleicht zu zügig?