Diamantiker sein? Das ist so etwas wie verheiratet sein mit einer Leidenschaft. Alfons Karl Reschke gehört zu den Menschen, denen man sofort ansieht, dass sie sich für Dinge begeistern können.
In seinem Fall sind das – wie man es in dieser Rubrik vielleicht schon vermutet hätte – Fahrräder aus einem kleinen Dorf bei Chemnitz. In einem kurzen Interview gibt uns der Fahrradsammler bereitwillig Auskunft über seine Passion.
Interview mit Alfons Karl Reschke
Herr Reschke, wann begann Ihre Begeisterung für Diamant?
Vielleicht liegts in der Familie. Das fängt beim Opa an, dessen erstes Fahrrad nach dem Krieg ein Diamant war. Und die Eltern fuhren dann Mitte der 1960er auch mit einem paargleichen 28er Diamant Damen- und Herrensportrad, da gibt es Bilder, als ich gerade eins geworden bin.
Als kleiner Junge war ich natürlich von unseren Helden der Friedensfahrt begeistert und gerne auf der Radrennbahn. Da war Leben, da wurde gefeiert, da war immer etwas los.
Welches Ihrer Modelle mögen Sie besonders?
Ich weiß noch, dass es das Größte für mich war, als ich mir für das Geld, das ich 1974/75 zur Kommunion geschenkt bekommen habe, eines der 28er Diamant Sporträder kaufen konnte. Zunächst noch ohne Schaltung, aber später habe ich dann eine 3-Gang-Schaltung von RENAK und einen Möve-Rennradsattel montiert. Damit bin ich auch noch heute unterwegs. Das gute Stück ist in einem sehr ungewöhnlichen Lila-Ton lackiert, aber daran habe ich mich inzwischen gewöhnt.
Was wäre Ihr absolutes Objekt der Begierde? Könnte ja sein, dass so etwas bei einem unserer Leser in irgendeinem Keller vor sich hin schlummert.
Ganz klare Sache: ein Rennrad 167 aus dem Jahr 1963, meinem Geburtsjahr. Sehr gerne originalbelassen. Bin ich schließlich auch.
Mit dem Diamantrad auf die Wartburg
Erinnern Sie sich an ein aufregendes, lustiges oder besonderes Fahrraderlebnis?
Na, an jede Menge Radtouren zum Beispiel. Ab der 8. Klasse bin ich immer wieder durch die DDR gefahren, mit viel Spaß. Allerdings auch mit viel Gepäck auf meinen Extra-Gepäckträgern. Richtig hart war die Fahrt von Eisenach auf die Wartburg: 2,5 km, die sich ziemlich nach oben schrauben. 11,9 % Steigung, am Schluss sogar 21,7 %. Ich wollte da rauf, unbedingt, aber die letzten 200 m ging nichts mehr, da blieb nur schieben. Egal. Meine letzte größere Tour führte mich vor einigen Jahren von Cottbus nach Chemnitz. Und ansonsten fahre ich natürlich mit meinem Rad zur Arbeit.
Wer viel mit dem Fahrrad unterwegs ist, der ist dankbar für sichere Radstrecken mit wenig Autoverkehr. Daher haben wir eine Übersicht über alle Radschnellwege in Deutschland für Pendler und Fahrradbegeisterte im Diamantrad-Blog zusammengefasst.
Eine Frage, die nicht nur Diamantiker, sondern auch andere Gleichgesinnte interessiert: Sollte das Reinigen von wichtigen oder seltenen Kleinteilen auf dem Wohnzimmertisch in den Katalog der Grundrechte aufgenommen werden?
Ich habe von Dritten gehört, dass sogar alte Luftpumpen, die man von Kollegen geschenkt bekommen hat, im Geschirrspüler gereinigt worden sein sollen. Außerdem: Wichtiges geht so nicht verloren – und dem Partner Gesellschaft zu leisten, ist ja auch etwas Wichtiges. Man könnte ja auch im Handwerkskeller zusammen Kuchen essen, aber wer will das schon?
Eine letzte Frage: Wenn Sie bezüglich neuer Modelle einen Wunsch an Diamant äußern dürften, wie sähe er aus?
Oh, da hätte ich sogar zwei! Erstens: ein einfaches, gut funktionierendes, schönes Lastenrad. Das wäre etwas Gutes zum Einkaufen und für kleine Transporte. Und als Zweites: ein Diamant Tandem – ideal für zwei, um gemeinsam durch den Spreewald zu radeln oder auf Touren zu gehen. Meine Frau und ich stehen gerne als Testfahrer bereit.
Herr Reschke, vielen Dank für dieses Interview!