Auch wir stehen in diesen Zeiten vor Herausforderungen und Veränderungen. Daher erklären wir in dieser Folge unseres Fahrrad-Podcasts „Köpfchen spricht“ wie die Produktion unserer Fahrräder sowie natürlich die Sicherheit unserer Kollegen in den Produktionswerken weiterhin gewährleistet ist. Außerdem sprechen wir mit unserem Color & Graphic Designer Hilmar Meyer über seinen Werdegang und welche unserer Fahrräder seiner Meinung nach echte Meisterwerke sind!
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Inhaltsverzeichnis
Shownotes
- 00:00: Einführung
- 02:30: Corona-Sicherheitsvorkehrungen in den Diamant-Fahrradwerken
- 05:55: Interview mit Hilmar Meyer (Diamantrad Color & Graphic Designer)
- 20:14: Fazit
- Feedback ist gerne gesehen: marketing_diamant@diamantrad.com
Alle Folgen des Diamantrad-Podcasts „Köpfchen spricht“ mit Thomas und Lars findest Du auf unserer Übersichtsseite. Wir wünschen Dir viel Spaß beim Hören!
Interview mit Hilmar Meyer
Hilmar, Du bist ja für Diamant zuständig, wenn es um das Design der Fahrräder geht, ist das richtig?
Das ist richtig.
Du bist aber eigentlich gar nicht aus der Fahrradbranche – wo hast Du denn angefangen?
Nein, ich komme eigentlich gar nicht aus der Fahrradbranche. Ich habe angefangen, 2004 ein Praktikum bei Esprit zu machen. Das war ein Tagespraktikum, ich wurde mehr oder weniger gefragt, ob ich einen Tag aushelfen kann. Und aus einem Tag wurde eine Woche und dann letzten Endes acht Jahre.
Acht Jahre? Aber Du warst nicht acht Jahre lang Praktikant.
Nee nee. Das war auch nicht wirklich Praktikant – das war Freelancer, Aushilfe, ich weiß nicht wie man es nennen möchte. Es hat sich dann daraus entwickelt, das ich zuerst Broschüren für das Sales-Team gemacht habe, das wiederum hat mich zum Fotoshooting gebracht. Dann habe ich praktisch die ganzen Outfits fotografiert und in diese Broschüren gebracht. Von da bin ich dann rüber zum Grafikdesign gekommen.
Am Ende war ich dann Grafikdesign-Koordinator für Women Casual und danach Esprit Sports und habe alles Mögliche koordiniert was mit Grafiken zu tun hat, die auf den Stoff kommen. Alles, was mit Farben zu tun hat, Farben abmustern, Farben entwickeln, Farbkarten erstellen – bei Esprit gab es für jede Saison, also alle zwei Monate eine neue Farbkarte.
Was ist eine Farbkarte?
Eine Farbkarte ist praktisch ein Rahmen, in dem man sich bewegen kann, um Designs zu erstellen und Farbkombinationen zu entwickeln. Wir für Trek/Diamant haben natürlich auch eine Farbkarte, eine globale Farbkarte, die wechselt allerdings nur einmal im Jahr.
Stelle ich mir das vor wie wenn ich in den Baumarkt gehe und Du hast da die ganzen Wandfarben und diese kleinen Kärtchen mit unterschiedlichen Farben drauf, ist das so was Ähnliches?
Ja, das ist so ähnlich.
Jetzt bist Du ja schon gesprungen von Esprit zur Fahrradwelt bei den Farbkarten. Die Frage ist noch offen: Wie kommt man von Esprit zu Diamant?
Ja, richtig gute Frage. Meine Frau hat auch bei Esprit gearbeitet, damals war es meine Freundin. Sie musste aber zurück nach Holland gehen, um in dem Familienbetrieb ihrer Eltern zu arbeiten. Dann haben wir uns entschieden, dass ich in Deutschland alle Zelte abbreche und nach Holland ziehe und wir haben uns gemeinsam eine Wohnung gesucht.
Und so habe ich mich von Holland aus beworben. Da war eins dabei, wo ich nicht genau wusste, was es ist: Das hieß Trek Bicycles. Okay, ich wusste, das hat was mit Fahrrädern zu tun, aber ich dachte, dass ich Fahrradbekleidung entwerfen oder entwickeln würde. Bis zu meinem zweiten oder dritten Vorstellungsgespräch, wo ich dann erfahren habe, dass ich Fahrräder gestalten muss (lacht).
Da musste ich erstmal drüber nachdenken, ob das etwas für mich ist, weil ich ja auch alle Kontakte aufgeben musste in der Modewelt, was mir am Anfang ziemlich schwergefallen ist, aber im Nachhinein als das Beste, was ich jemals in meinem Leben gemacht habe, herausgestellt hat.
Wie unterscheidet sich der Prozess, ein Fahrrad zu gestalten davon, Mode zu gestalten?
Eigentlich sind die Prozesse gar nicht so fremd voneinander. Ich denke auch, dass ich das Gute aus der Modewelt mitgenommen und integriert habe. Im Endeffekt ist die Geschwindigkeit eine andere, aber der Designprozess ist der gleiche.
Kannst Du den Designprozess noch ein bisschen beschreiben?
Wenn man jetzt zum Beispiel über die Kollektionsräder spricht. Da ist es so, dass man auch ein gewisses Thema erarbeitet. Daraus ergibt sich eine gewisse Designsprache, die man bezüglich dieses Themas entwickelt und natürlich auch Farbwelten, die man integriert.
Man fängt irgendwo an mit einem Moodboard. Das kann man sich vorstellen wie ein Bild, das man im Kopf hat, das man versucht zu visualisieren. Das gesamte Team macht dann den Kreis rund.
Wenn ich mir jetzt die aktuelle Kollektion von Diamant anschaue, dann sind da viele Räder dabei, die eigentlich eine dominante Farbe zeigen und dann das Logo. Warum ist das so ein gutes Design?
Ich denke, dass es auf das Logo ankommt und dass Diamant mit der Geschichte, die Diamant mitbringt, eigentlich schon sehr aussagekräftig ist. Wir brauchen eigentlich kein Schnickschnack drumherum, um es noch interessanter aussehen zu lassen. Ich denke, dass Diamant ein Statement machen kann, in dem es weniger zeigt. „Weniger ist mehr“, eigentlich, das Prinzip.
Das ist eigentlich das Schwere an jedem Design, das man entwickelt, das man versucht reduziert zu arbeiten. Das sind eigentlich die zeitlosesten Designs, die man dann erstellen kann.
Welche Rolle spielt für Dich das Köpfchen im Design?
Eine sehr große. Ich denke, dass Diamant immer so ein zwinkerndes Auge hat, dass der Fun-Faktor eine Rolle spielt. Wir haben, genauso wie in der Farbwelt, das Diamant auch eine farbenfrohe Marke ist im Vergleich zu anderen Marken. Das Köpfchen ist für mich das Symbol für den Spaß, den man hat mit dieser Marke.
Jetzt gehe ich noch naiv an die Sache heran, und ich erinnere mich noch an meinen Kunstunterricht. Ich habe eine neue Farbe mischen wollen und habe meinen Pinsel hier- und dorthin getan in Wasserfarben. Aber so arbeitet Ihr ja nicht, wenn Ihr eine Farbe entwickelt. Was macht eine gute Farbe aus?
Also da gehört ganz viel Research dazu, zum Beispiel auch in der Autoindustrie, dass wir auf die IAA in Frankfurt gehen. Da kann man gewisse Trends ablesen. Die werden eigentlich in den Modeschauen gesetzt, die in Paris stattfinden. Eigentlich geht alles bis dahin zurück.
Man muss natürlich auch dazu sagen, dass wir keine Trendsetter sind. Wir sind eigentlich eher etwas zurückhaltender mit unserer Trendvoraussage. Wenn man diese gleichen Messen jedes Jahr immer wieder besucht, kann man gewisse Trends ablesen.
Also man sieht, dass eine neue Farbe auftaucht, die wird Stück für Stück größer, und sie setzt sich durch?
Ich denke ja. Es ist zum Beispiel auch so, dass der Kunde gerne einkaufen geht und viele Farben im Schaufenster wiederfindet. Das Auge oder das Gehirn muss dafür trainiert werden. Das heißt nicht, dass wenn wir ein grünes Fahrrad rausbringen und sagen, das ist die neue Trendfarbe, dass der Kunde das sofort glaubt.
Ich denke, dass der Endkunde das an vielen anderen Stellen erst sehen muss und dann sagt „Ah ja, auf dem Auto hab ich diese neue Farbe auch schon mal gesehen“ oder „Die Farbe habe ich bei meiner Frau bei ihrer Abendgarderobe gesehen“. Dann denke ich, je öfter das im Unterbewusstsein wahrgenommen wird, desto größer die Chance, dass das eine Trendfarbe wird.
Was ich auch sehr spannend finde, ist die Frage nach dem Namen von den Farben. Wir haben bei Diamant in diesem Jahr Atlaszeder Metallic, Almandin Beige und auch Turmalin Orange. Natürlich fragen sich manche Menschen: Wie kommen wir auf die Idee, diese Farben so zu benennen?
Das hat etwas mit der Marke Diamant selber auch zu tun, aber hauptsächlich damit, dass wir alle Farbnamen entweder in Edelsteinen unterbringen möchten, die auch diese Farbe widerspiegeln im besten Fall, was natürlich nicht immer klappt. Es gibt ja auch Edelsteine die mehrere Farben haben.
Turmalin zum Beispiel.
Genau. Dann ist es für uns eine Frage des Abgleichens, eine Teamentscheidung im Endeffekt. Wir versuchen das bei den Edelsteinen zu belassen. Wir weichen manchmal auf geografische Orte aus, Pflanzen. Es kann alles aus der Natur vorkommen. Aber es ist immer ein gewisses Extra, was man woanders nicht so schnell findet. Es ist auch ein bisschen Extravaganz, die wir uns dort überlegen und ein bisschen dieser Fun-Faktor.
Wie schwierig ist es, sich vorzustellen, wie eine Farbe in der Realität aussieht, wenn man sie vorher nur digital sieht?
Ich würde behaupten, da ich das fast tagtäglich mache, dass es unmöglich ist (lacht). Deshalb wundere ich mich auch immer wieder, wie unterschiedlich das ist von einem briefmarkengroßen Farbswatch in ein Farbröhrchen, was vielleicht zehn Zentimeter lang ist, und dann auf Metall lackiert und dann der nächste Schritt wäre dann ein nackter Rahmen ohne Teile, Reifen und drum und dran.
Das sind alles Stufen, wo man denkt „Oh, das sieht doch alles ganz anders aus wie ich mir das vorgestellt hab“. Bis hin zum fertig aufgestellten Rad, was man sieht bevor die Kollektion rauskommt. Erst wenn die Teile dran sind und in Balance kann man die Farbe richtig beurteilen, ob es funktioniert wie man sich vorgestellt hat.
Das heißt, so ein bisschen Spannung bleibt auch immer für Dich bis zum Ende des Prozesses, bis zum ersten ausgelieferten Rad, bestehen, oder?
Ja, das ist super super spannend, bis zum ersten Mal, wo es wirklich vor einem steht.
Merkst Du auch Unterschiede mit dem Rahmenmaterial, mit dem Du arbeitest? Also ob es Stahl oder Aluminium oder Carbon ist?
Ich freue mich natürlich immer, wenn ich einen Stahlrahmen verarbeiten darf, weil es für mich auch so ein bisschen puristischer ist. Alleine der Rahmen an sich, durch die dünnen Rohre hat das auch ein bisschen was mit der „Weniger ist mehr“-Geschichte zu tun. Aber ich arbeite gerne mit allen Materialien. Jedes Material hat etwas Besonderes und ich freue mich, das dann heraus zu kitzeln.
Was ist eigentlich Deine Lieblingsfarbe?
(lacht) Seitdem ich Kind bin finde ich alles, was mit blau zu tun hat, attraktiv.
Wir haben gar nicht so viel mit blau bei Diamant, oder?
Nee, das Wichtige ist ja auch, dass man nicht seinen eigenen Geschmack designt sondern versucht, sich in den Endkunden hinein zu versetzen. Deshalb versuche ich da immer wenig meinen eigenen Geschmack rein zu bringen.
Und welches Design von Diamant in den letzten vier, fünf Jahren fandest Du besonders gelungen?
Meine Nummer eins im letzten Jahr war mit Sicherheit das Zouma Supreme. Die Technik, die wir genutzt haben um die Dekore aufzubringen, sind sehr ausgefallen, zum Beispiel elektrostratisch aufgeladene Dekore, die letztlich haptisch wirken, die man fühlen kann. Das sind für mich so Sachen, die finde ich spannend, dass wir das so hinbekommen haben.
Es sind ganz kleine, feine Details, die man auf den ersten Blick wahrscheinlich nicht wahrnimmt – und wenn es einem keiner erzählt auch nicht wahrnimmt – aber ich denke, wenn man sich da ein bisschen mit befasst und genauer hinguckt, dann kann das ganz spannend sein. Weniger von der Farbe, mehr von der Technik her fand ich das sehr gelungen. (Anm. d. Red.: siehe ergänzend hierzu auch unseren Beitrag: E-Bike-Trends 2020 – was bringt die neue Fahrradsaison?)
Elektrostatisch finde ich tatsächlich auch sehr spannend. Das heißt das ist jetzt nicht irgendeine Folie, die etwas dicker ist, sondern das ist Farbe, die aufgeladen wird, und dadurch poppt sie auf?
Genau, so ungefähr muss man sich das vorstellen.
Gut, Hilmar, dann möchte ich gar nicht mehr von Deiner Zeit in Anspruch nehmen.
Ja, danke Dir!
Ich finds wirklich spannend. Du hast vorhin gesagt, dass Du mit sehr viel Leidenschaft für Diamant dabei bist, und ich kann sagen: Ja, ich merk das, und deswegen macht es mir auch sehr viel Spaß mit Dir zusammenzuarbeiten. Natürlich mit dem gesamten Diamant-Team, aber ganz besonders mit Dir, weil ich diese Leidenschaft wirklich teile. Das finde ich inspirierend, und ich lerne viel von Dir wenn es um die Farben geht, und vielleicht haben wir nochmal die Gelegenheit, miteinander zu sprechen.
Ja, immer gerne.
Übrigens: In unserem Blog findest Du noch weitere Informationen zum Coronavirus und Fahrradfahren.